Freya Barschel über den Tod ihres Mannes

 

Wer war denn der Täter?

Ich vermute, dahinter stecken diverse Geheimdienste. Mein Mann fühlte sich schon Monate vor seinem Tod bedroht. Auch der Flugzeugabsturz im Mai 1987 auf dem Flughafen Lübeck-Blankensee, bei dem die Piloten und der Leibwächter meines Mannes starben und den mein Mann knapp überlebte, war ein Anschlag.

Ende September 1987, schon nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident, bekam er zu Hause einen Anruf, der ihn völlig aus der Bahn warf. Da sagte er mir, dass er nie zu­vor in seinem Leben so viel Angst gehabt habe. Es war ihm wohl klar geworden, dass sein Wissen ihn gefährdete. Danach bat er um verlängerten Begleitschutz. (...)

Ich halte generell die Thesen des Journalisten Wolfram Baentsch und des Ex-Mossad-Agenten Victor Ostrovsky für schlüssig. Beide schreiben in ihren Büchern, mein Mann habe sein Schweigen über Waffengeschäfte brechen wollen, die für den damaligen Iran-Irak-Krieg über schleswig-holsteinischen Boden gingen. (...)

Sein Informant wollte ihn dann dort [in Genf] treffen. Mein Mann sollte von ihm Entlastungsmaterial erhalten. Wichtige Fotos. Er hatte schon vorher mehrmals meinen Mann angerufen. Aber das Treffen stellte sich als Falle heraus.

Wann erfuhr Ihr Mann, dass er Roloff in Genf treffen würde?

Vielleicht zwei Tage vorher. Wir waren schon auf Gran Canaria, als er dort angerufen wurde. Woher der Informant unsere Nummer dort hatte, weiß ich nicht. In Genf wollte sich mein Mann eigentlich ein günstiges Hotel suchen. Vom Beau Rivage, wo er später tot aufgefun­den wurde, war nie die Rede. Das Hotel kannte er gar nicht. Es fand sich im Nachhinein ja auch nie ein Taxifahrer, der ihn dorthin gefahren hatte. Von einem geplanten Treffen hat er mir nichts erzählt. Er muss dort hingelockt worden sein.

Quelle: DIE WELT vom 18. 8. 2007