Fischers Karriere

 

1948 in Gerabronn als Sohn eines Metzgers aus Budapest geboren. 1965 blieb Joseph Fischer in einem Stuttgarter Gymnasium sitzen und verließ die Schule ohne den angestrebten Abschluß. Er begann eine Photographenlehre. Auch sie brach er vorzeitig ab. 1966 wurde er im Hamburger Hauptbahnhof aufgegriffen und in ein geschlossenes Heim gesteckt. Nach der Entlassung: einige Wochen Hilfssachbearbeiter im Arbeitsamt, dann Spielwarenverkäufer. Vergeblicher Versuch, das Abitur beim Kolpingswerk nachzuholen.

 

1967 Pflastermaler in Marseille mit Nachtquartier in leeren Waggons auf dem Güterbahnhof. Heirat einer 18jährigen in Gretna Green (drei weitere Ehen werden folgen). Maler von frommen Bildern (diesmal auf Papier und Pappe) in Fellbach. Zwischendurch Aushilfsbriefträger.

 

Erste Kontakte mit der anarcho-kommunistischen Szene. Haftstrafe (sieben Wochen ohne Bewährung sowie sechs Tage Ordnungsstrafe in Stuttgart-Stammheim). 1968 Umzug nach Frankfurt am Main in eine SDS-Wohngemeinschaft. Bücherklau. Wiederum Malversuche mit Straßenverkauf. Herstellung pornographischer Schriften. Einpeitscher der Rotfront-Gang "Revolutionärer-Kampf" (RK), enger Kumpan von Daniel Cohn-Bendit (eigentlich: Kuron Modzelewski).

 

Comandante der sogenannten "Putzgruppe", einer konspirativen organisierten Bande von vermummten Gewalttätern. Blutige Schlachten mit der Polizei in Frankfurt. Einsatz von Molotowcocktails. Guerillaaktionen. Sympathie für RAF. Fischer: "Wir Linksradikalen, wir sind die Wahnsinnigen."

 

Arbeiter bei Opel. Fristlose Entlassung. Arbeiter in einer Maschinenfabrik. Von 1976 bis 1981 Taxifahrer. Arbeit in einem kollektiven Buchladen. Nach Zusammenbruch des Apo-Protestes: Beteiligung an der Anti-Kernkraft-Bewegung. 1981 Beitritt zu den Grünen. Unterwanderung der zunächst eher konservativen Partei durch Angehörige militanter K-Gruppen. 1983 Einzug in den Bundestag. 1985 erste rot-grüne Koalition in Hessen mit Joseph Fischer als Umweltminister (Vereidigung in Turnschuhen, Jeans und Sportsakko).

 

1998: Deutscher Vizekanzler und Außenminister.

Quelle: Nation & Europa - Heft 1 - Januar 1999

Anmerkung: Zum gleichen Thema wird auf die Beiträge "Joschka Fischer" und "Fischers Lebensbrüche" auf dieser Homepage hingewiesen. Wenn Christian Ströbele statt Fischer der "Macher" in der Partei wäre, würde der Kulturredakteur von "luebeck-kunterbunt" wiederum die GRÜNEN wählen. So aber bleibt er lieber zu Hause.