Ernst Ehlers
Versteckspiel um den Mörder in Richterrobe
Bis 1980 dauerte das
Versteckspiel um den Vorsitzenden Richter am Verwaltungsgericht Schleswig,
Ernst Ehlers, der in Belgien wegen tausendfachen Mordes an Juden gesucht wurde.
Seit 1938 Leiter der Hauptabteilung 11/22 im Reichssicherheitshauptamt, wurde
er 1941 Beauftragter des Chefs der Sicherheitspolizei für Belgien und Nordfrankreich.
Er leitete von dort die Judendeportationen nach Auschwitz. Ehe ihm nach fast 40
Jahren der Prozeß gemacht werden konnte, nahm er sich in seiner Schleswiger
Wohnung in einer Badewanne das Leben. Ehlers konnte fast bis zum letzten Tag
als Richter im Amt bleiben. Er brauchte weder einen falschen Namen noch ein
Versteck, um jahrzehntelang für die Landesjustiz unauffindbar zu sein. Einer jener
Juristen, die ihn deckten, war der Präsident des Landessozialgerichts, Dr.
Walter Tietgen, der auf Anfrage angab, einen wegen Mordes gesuchten Richter
Ernst Ehlers könne er nicht entdecken, obwohl zwischen seinem Dienstzimmer und
dem von Ehlers nur 30 Sekunden Fußweg lag. Außerdem gehörte Ehlers zusammen mit
Tietgen der "Kieler Akademischen Vereinigung Frisia" an. Man kannte
sich also gut. Dem damaligen Justizminister Schleswig‑Holsteins, Dr.
Leverenz (FDP) versicherte Tietgen, ihm sei gar nicht der Gedanke gekommem, daß
ein in Schleswig amtierender Berufsrichter in den erhobenen Verdacht kommen
könnte. Er habe deshalb seine ganze Aufmerksamkeit auf die Laienrichter
gelenkt."
Quelle: "Schwarzbuch CDU-Politik in Schleswig-Holstein",
DKP-Bezirksvorstand Schleswig-Holstein (Hg.)