Enteignungen 1945 - 1949
Wenn Sie das Opfer wären...
Stellen Sie sich vor, Ihr Elternhaus oder Ihre Wohnung würden vom Staat
enteignet werden und Sie dürften nicht einmal Entschädigung beanspruchen. Sie
müßten mit ansehen, wie der Staat es an fremde Menschen verkauft. Selber
könnten Sie ihr Eigentum aber nur mit Glück zurückkaufen: Nämlich bei einer
öffentlichen Versteigerung, falls Sie überhaupt davon erfahren hätten. Lesen
Sie die Geschichte der doppelten Opfer.
Kleinbauern, Gewerbetreibende,
Handwerker, Industrielle, Künstler und Grundbesitzer wurden in der ehemaligen
DDR Opfer einer doppelten Enteignung und sind es bis heute geblieben. Diese
Bürger wurden damals als "Staatsfeinde", "Ausbeuter" und
"Kapitalisten" diffamiert, nur, weil sie Eigentum hatten.
Es betrifft 40.000 Familien
mit rund 500.000 Angehörigen, die von den Kommunisten zwischen 1945 und 1949
enteignet und verjagt wurden. Sie erhalten ihr Eigentum bis heute nicht zurück.
Dies beschloß der Deutsche
Bundestag nach der Wende, weil die Bundesregierung den Abgeordneten erklärte,
die Sowjets hätten als Voraussetzung zur Wiedervereinigung die Beibehaltung der
Enteignungen gefordert. Das ist jedoch nachweislich falsch. Alle maßgeblichen
Verhandlungsführer wie die Präsidenten Gorbatschow und Bush oder Außenminister
Schewardnadse bzw. DDR-Unterhändler Krause erklärten, daß es eine solche
Bedingung für die deutsche Wiedervereinigung nicht gegeben hat.
Die Enteignungsopfer und deren
Nachfahren fordern nur jene Teile ihres Eigentums zurück, die noch heute im
Besitz der öffentlichen Hand sind. Niemand von denen, die sich in der
Zwischenzeit auf den Grundstücken, in den Elternhäusern oder Datschen
eingerichtet und viel Zeit und Geld investiert haben, soll das neue Zuhause
verlieren! In dieser Richtung geschürte Ängste sind absolut unnötig! Die alten
Eigentümer wollen eine versöhnliche Regelung, die dem Geist unseres Rechtsstaates
Rechnung trägt. Sie möchten nicht, daß Unrecht mit Gleichem vergolten wird.
Sie wollen aber, daß die
Erklärungen der deutschen Bundeskanzler von Adenauer bis Brandt, kommunistisches
Unrecht niemals anzuerkennen, ernst genommen werden.
Quelle: Anzeige in DER SPIEGEL 42 / 1997 / 214 (V.i.S.d.P.: Heiko Peters,
Große Bleichen 12/14, 20354 Hamburg)