Gesendet: Donnerstag, 20. Oktober 2016 um 02:51 Uhr
Von: "Detlef Reimers" <detlefreimers1@gmx.de>
An: anke-regina@gmx.de
Betreff: Ein Dankeschön an Ihre Arbeit

Lieber Herr Winter,

vielen Dank für Ihre unermüdliche Sammelarbeit und Ihre
unvergleichlichen biographischen wie gesellschaftlichen Einsichten,
die Sie ohne viel Aufsehen aber umso wirkungsvoller auf Ihrer Seite
präsentieren.

Mein Name ist Detlef Reimers, Jahrgang 1952 und geboren in
Hohenwestedt/Holstein als eines von vier Kindern. Schule später in
Neumünster, Studium der Mathematik und Physik an der Universität Kiel
und ab 1980 im Schuldienst in Hamburg, verheiratet, drei erwachsene
Kinder und drei Enkelkinder in Holstein und Hamburg. In meiner
bewussten Jugend klar links, dann bei den Kommunisten als Partei-
Soldat und ab 1986/87 langsam aber stetig den Betrug begreifend.
Austritt 1987, Verhinderung des Berufsverbotes in Holstein durch
Bewerbung in Hamburg, Niedersachsen und Bremen. In der Hoffnung, in
Hamburg die besseren Menschen zu finden, ebenfalls gescheitert, denn
der Sumpf ist überall - er hat nur einen anderen Namen, die Methoden
sind dieselben und die Motive auch.

Durchgehalten bis 2002, dann - als in Hamburg gymnasiale Schüler je
nach Schulform 12 oder 13 Jahre bis zum Abi brauchen - einfach mit
dem kurzen Satz: "Das war's denn Jungs!", die letzte Lehrerkonferenz
vor den Sommerferien verlassen. Aus der GEW ausgetreten ca. 1995, da
sie mich aus politisch motivierten Gründen in einer klaren
dienstrechtlichen Sache nicht verteidigen wollten, mit den Worten:
"Der Rechtschutz des ADAC ist besser als in diesem verkommenen
Sauladen."

Politische Lehre aus all den Jahren: In Hamburg wirst Du nur etwas,
wenn Du in der GEW bist und den Kram am besten auch noch glaubst und
vertrittst. In CDU-Ländern wirst Du nur etwas, wenn Du im
Philologenverband oder im Lehrerverband bist...
Durch einige Ämter, die ich bekleidet habe, bin ich natürlich auch
mit internen Vorgängen konfrontiert worden und siehe da, es ist alles
bestens in einer Hand.

Das schönste Erlebnis hatte ich, nachdem ich aus politischen Gründen
(man konnte mir leider niemals fachlich an den Kragen, denn die
Kieler Ausbildung war im Gegensatz zur Hamburger um Längen besser und
ich war an drei Schulen von den Schülern gewählter Vertrauenslehrer)
von Schnelsen nach Harburg zwangsversetzt wurde. Aus dem
Raucherlehrerzimmer blickte ich direkt auf das Emblem der gegenüber
befindlichen örtlichen Freimaurer-Loge. Das war für die Schulleitung
wirklich praktisch, denn die war - wie vorher schon - bestens
ausgesucht und sozusagen aus einem Guss. Sie dürfte das alles
überhaupt nicht mehr verwundern, denn gerade das ist berechtigterweise
eines ihrer Hauptthemen auf Kunterbunt.de. Ich preise Ihre Seite bei
jeder passenden Gelegenheit bei Freunden und anderen Bekannten an,
was zu sehr verschiedenen Reaktionen führte - wie auch nicht anders
von mir erwartet. Interessanterweise ist Ihr eigentliches Werk, das
ja auch weitgehend biographisch ist, etwas, was Erstaunen und bei
einigen, so auch bei mir, klare Zustimmung hervorruft, denn unsere
Juristerei ist nun mal immer noch das, wofür sie eigentlich geschaffen
wurde. Goethe war nicht ohne Grund schon damals mindestens mit einer
gesunden Distanz behaftet ("... er war Jurist und auch sonst nur von
mittlerem Verstand..."), womit ich nicht Sie gemeint habe, das dürfte
wohl klar sein.

In meinem Leben habe ich drei klare Anwerbungs- und Kaufversuche
erlebt, den dümmsten von der FDP in Malente, nachdem ich einen
Wirtschaftsvortrag gehalten hatte. Man versprach mir ziemlich viel,
aber ich willigte nicht ein. Der zweite von der GEW nach einem von
mir gehaltenen Vortrag über die verfehlte Hamburger Schulpolitik der
aber gleichermaßen eindeutig gegen die Politik der GEW gerichtet war.
Ein Mann aus der Schulbehörde nahm mich nach draußen und redete auf mich
ein, dass sie unbedingt inhaltlich kenntnisreiche und redegewandte
Leute bräuchten - in der Senatsbehörde. Ich lehnte ebenfalls ab und
dann wurden die Zeiten deutlich härter, der letzte Versuch kam von
meiner Harburger Logen-Schulleitung, um mich zu kooptieren, wobei sie
die inhaltliche Ausrichtung gleich mit vorgaben. Ich lehnte auch das
ab und nun begann der eigentliche Zirkus, den sie veranstalteten, da
sie dachten, ich wäre ein leichter Fall. Bis heute bin ich über die
Dummheit dieser Leute in höheren Ämtern immer noch erstaunt, habe
aber mittlerweile gelernt, das als Eignungsvoraussetzung für höheres
aller Art als gegeben zu akzeptieren. Zwei Jahre Dulsberger Gymnasium
und dann Schluss.

Sie wollten mich loswerden und so bin ich wohl einer unter sehr
wenigen Beamten, der sich mit der Behörde im gemeinsamen Interesse
(nicht als solches von Ihnen oder mir ausgedrückt) auf einen Abschied
geeinigt hat.

Ergebnis: Nach 22 Jahren Lehramt kam ich als Studienrat und ging als
Studienrat, keine Beförderung. Nach Meinung einiger kundiger Kollegen
bin ich der Lehrer mit den meisten quasi permanenten Lehrproben -
verteilt auf meine gesamte Berufslaufbahn. Bis auf zwei 2en gaben Sie
mir immer eine 1, die Schulrätin (wir hatten von Anfang an ein
wunderbar klares Feindverhältnis, da sie bis auf die Knochen falsch
und intrigant war) und die versammelte Schulleitung selbstredend immer
anwesend. Ich habe im Laufe der Jahre so ca. 17 Einsen gesammelt,
aber bis zuletzt - keine Beförderung, was auch beim blödesten
Hamburger Lehrer nach ca. 2-3 Jahren automatisch passierte und
passiert. Wohlgemerkt, dies waren keine fachlichen, sondern reine
politische Entscheidungen, denn ich ging längst nicht mehr konform
mit der Behörde, den Leitungsgremien als deren ausführende Organe und
der Gewerkschaft als harter Kern der "Verschwörung".

Allein war ich dennoch nicht, denn die Schüler und die meisten Eltern
haben mich bestens unterstützt und ich sie ebenfalls, da so viele von
ihnen im täglichen Geschäft belogen und in ihren Interessen
hintergangen werden. Die Zerstörung der Bildung ist ein integrales
Ziel einer hartgesottenen Kerngruppe, die parteiübergreifend aktiv
ist. Am Anfang ist das schwer zu glauben aber über die Zeit merkt das
sogar der Dümmste. Mein Widerstad dagegen war immer nur im Kleinen
wirksam aber immerhin.

Über Wasser gehalten hat mich meine Musik die ich Zeit meines Lebens
betreibe - vom Kirchenchor mit 5 Jahren in Hohenwestedt bis zum Semi-
Profi als Blues-Musiker über fast 45 Jahre mit vielen wunderbaren
Künstlern. Ich hatte quasi zwei Berufe, aber für's Herz und Gemüt war
immer die Musik mein Retter. Die vielen Erfahrungen, die ich dort
zusätzlich sammeln durfte, Auslandsauftritte in der DDR, in der
Sowjetunion mit der Stadt Kiel im damaligen Estland/Tallin oder in
Polen, Tschechei haben mir Einblicke gegeben, die ich nicht vergessen
werde, wie ebenso in England, Frankreich, Belgien, Holland und
Österreich.

Das Leben bereichert einen mit nie versiegenden neuen Einsichten und
einem stetigen Berg an Erfahrungen, die einen immer widerstandsfähiger
werden lassen gegen jede Art von Versuchung von der falschen Seite
oder Täuschung vom Gegner. Je älter man wird, desto mehr lernt man
wirklich, aufrecht zu gehen.

Ich habe Sie, Herr Winter, nach reichlichem Lesen Ihrer eigenen
Artikel und vieler Ihrer Verweise, auch ohne Sie persönlich
kennengelernt zu haben, immer mehr schätzen gelernt. Ihre
Tatsachenbeschreibungen der Person Engholm alleine sind als reine
Volksaufklärung zu betrachten. Sie haben trotz all der Demütigungen,
die Sie weiß Gott erfahren haben, nicht Ihren ganz eigenen und
subtilen Humor verloren. Auch dafür danke ich Ihnen, denn Sie hätten
- viele so viele andere - in puren Zynismus verfallen können, was Sie
nicht getan haben, sie blieben klar, faktentreu und sachlich. Die
Nebensätze enthielten die nötige Würze, ohne die die harten
Realitäten wohl gar nicht zu transportieren wären.

Es gibt aufrechte Menschen und ich zähle Sie dazu, das macht mir Mut.
Es gibt nicht viele, aber es gibt sie, das zählt.

Vielen Dank für Ihre unermüdliche Aufklärungsarbeit, vielleicht trifft
man sich einmal in Ihrer immer noch wunderschönen Stadt Lübeck beim
Kaffee oder Bier.

Detlef Reimers, Kellinghusen

PS: Falls Sie Lust haben, mir zu antworten, ich würde mich sehr freuen.