Demokratiedefizite
Die Achtundsechziger hatten
zunächst die Vorstellung, man müsse nur angebliche autoritäre Hemmnisse in der
Gesellschaft abbauen und sie mit Demokratie quasi durchfluten. Doch stellte
man fest, daß trotz des erfolgreichen Kulturkampfs sich der Erfolg in der
gewünschten Form nicht einstellen wollte: Die Leute waren gar nicht so
„fortschrittlich“. Nein, die Leute haben Helmut Kohl gewählt! Sie wählen Jörg
Haider, Silvio Berlusconi oder George Bush - lauter Leute, die die Linke nicht
mag. Also stellte sich ein Wandel in der Bewertung von Demokratie ein: Wenn
heute eine solche linke Haßfigur das demokratische Procedere, die Wahl,
gewinnt, hat das für den Linken nur noch formale Legitimität. Insgeheim denkt
man: Hitler hätte vielleicht auch die Wahl gewonnen - auf Demokratie kommt es
also nicht an.
Quelle: Dr. Lothar Höbelt –
außerordentlicher Professor für neuere Geschichte an der Universität Wien im
Gespräch mit Moritz Schwarz (JUNGE FREIHEIT vom 25. Mai 2007 / Seite 3)
Anmerkung: Auch wenn die
68er-Bewegung nachhaltige und positive Veränderungen der gesellschaftlichen
Zustände in der Bundesrepublik bewirkt hat, kann von einem letztendlichen
Erfolg (leider) nicht gesprochen werden. Der „Durchflutung mit Demokratie“
haben sich mächtige Gegner in den Weg gestellt, die die 68er-Bewegung nur dort
unterstützten, wo sie ihnen in einer augenscheinlich zerstörerischen Potenz
nützlich erschien. Dort, wo die Aktivitäten der 68er JENEN schädlich erschien,
wurden diese abgewürgt.
Jörg Haider sollte man nicht
in einem Atemzug mit Kohl, Bush und Berlusconi nennen.
Wir halten Kohl, Bush und
Berlusconi für kriminell und wenn diese ihre Wahlen (wiederholt) gewonnen
haben, liegt dies nicht daran, daß das Wahlvolk „nicht so fortschrittlich“ ist
wie es die 68er waren, sondern zum einen, weil das Wahlvolk leider noch nicht
das Wissen vermittelt bekommen hat, JENE als Kriminelle zu identifizieren und
zum anderen, weil diese von großen Teilen hochgradig manipulativer Medien
gefördert wurden. Außerdem hat George W. Bush eine Wahl mit höchst
zweifelhaften Mitteln gewonnen.
Ohne die wahlentscheidende
Wirkung der Medien wäre Schröder noch Bundeskanzler und nicht die
FDJ-Sekretärin aus dem Rotary-Club. JENE hatten ihm nicht verziehen, daß er
Deutschland aus dem verbrecherischen Irak-Krieg herausgehalten hat.