“Springer erhält von CIA sieben Millionen Dollar“
19.6.82
Der CIA und Springer
Herr Springer, klagen Sie!
Am 19. Juni 1982 brachte das in den USA erscheinende Wochenmagazin The Nation
unter dem Titel »Covert Charge« einen Beitrag des US-amerikanischen
Journalisten Murray Waas. Kernpunkt des Artikels ist die Behauptung des Autors,
der Axel Springer Verlag sei eine Kreatur des CIA! Etwa sieben Millionen Dollar
seien Anfang der fünfziger Jahre aus den Kassen des CIA in die Kassen des
bundesdeutschen Pressezaren gelangt. (Wir dokumentieren die deutsche
Übersetzung)
Diese Behauptung ist so ungeheuerlich, daß man unwillkürlich Zweifel an ihrer
Richtigkeit hegt. Sollte es tatsächlich zutreffen, daß Tausende von
Redakteuren, Druckern und Setzern ohne ihr Wissen mit CIA - Dollars entlohnt
worden sind? Diese Vorstellung rührt an die politischen, moralischen und
verfassungsrechtlichen Grundlagen einer unabhängigen, freien Presse in unserem
Land.
Springer hat folglich dementieren lassen. »Wir weisen entschieden darauf hin,
daß weder Axel Springer persönlich noch seine Gesellschaft jemals geheime oder
offene finanzielle Zuwendungen des CIA, von irgendeinem Geheimdienst oder von
Regierungsstellen erhalten hat.« So Christian Kracht von der Axel Springer
Gesellschaft in einem Leserbrief an The Nation. »Ich stehe zu meinem Artikel,
der auf Interviews mit vier Informanten, davon sind zwei ehemalige Geheimdienst
Mitarbeiter, und dokumentarischen Beweisen basiert.« So die lapidare Replik des
Autors (vgl. The Nation vom 3. Juli 1982).
Wir sind der Auffassung, daß die in dem angesehenen Wochenmagazin The Nation
erhobenen Vorwürfe zu schwerwiegend sind, als daß sie mit einem unscheinbaren
Dementi in Form eines Leserbriefes abgetan werden könnten. Axel Springer, der
sonst nicht zögert, seine Kritiker mit Prozessen zu überziehen, sollte vor
einem ordentlichen Gericht den Beweis dafür liefern, daß er eine reine Weste
hat. Stellen Sie sich Ihrer Verantwortung für die Glaubwürdigkeit einer
unabhängigen, freien Presse in der Bundesrepublik Deutschland! Herr Springer,
klagen Sie!
Günter Neuberger/Michael Opperskalski
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CIA - Gelder für Springers Medienimperium?
Nach verläßlichen Informationen aus dem Geheimdienst Bereich der USA hat der CIA
in den frühen fünfziger Jahren etwa sieben Millionen Dollar an den
westdeutschen Pressezar Axel Springer fließen lassen, um ihm beim Aufbau von
seinem gewaltigen Medienimperium behilflich zu sein und den geopolitischen
Interessen Amerikas zu dienen. Springers Verbindung mit dem CIA, so die
Informationen, bestand mindestens bis in die frühen siebziger Jahre hinein, und
es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Beziehung irgendwann beendet worden
ist*
* Auf Anfrage von The Nation bestritt ein Springer Mitarbeiter, daß je eine
Verbindung zwischen Springer und dem CIA bestanden habe. Ein CIA Sprecher
sagte, es gehöre nicht zu den Gepflogenheiten des CIA, zu irgendwelchen
Vermutungen Stellung zu nehmen.
Heute ist Springer Chef des größten Medienkonzerns in Westeuropa - einzigartig
sowohl was seine Größe als auch seinen Einfluß in Nachkriegsdeutschland angeht.
Neben zwei Radio- und Fernsehzeitschriften, zwei Sonntagsblättern und dem
großen Ullstein Verlag gehört ihm auch die Bild-Zeitung, eine Tageszeitung mit
elf Millionen Lesern, die bekannt ist für ihre Sensationsberichterstattung,
ihre äußerst rechten Tiraden und ihre Storys über Sex und Gewalt. Daneben
gehört ihm Die Welt, eine angesehene konservative Tageszeitung. Rudolf
Augstein, Herausgeber des Spiegel: »Kein einzelner Mann in Deutschland vor oder
nach Hitler, ausgenommen vielleicht Bismarck oder die beiden Kaiser, hatte so
viel Macht wie Springer.«
Nach Informationen aus Geheimdienst Kreisen wurden die geheimen
Finanzzuwendungen an Springer und andere deutsche Journalisten nach dem Krieg
gerechtfertigt als eine Möglichkeit, neonazistischen und rechtsgerichteten
Elementen in Deutschland entgegenzuwirken. Zu jener Zeit galt Springer als ein
liberaler, internationalistischer Verleger, der für nukleare Abrüstung und
Entspannung mit der Sowjetunion eintrat. Ein ehemaliger hochrangiger CIA
Offizier, der die geheimen Geldzuwendungen nach wie vor verteidigt, drückt das
so aus: »Man muß das im Zusammenhang sehen. Springer war damals ein Liberaler,
und wir wollten Nazis und andere Rechtskräfte im Lande bekämpfen. Wir wollten
dem deutschen Volk ganz einfach amerikanische Werte und demokratische
Grundsätze beibringen.«
Aber in den späten fünfziger Jahren begann Springers politische Philosophie
sich zu änderen, und seine Zeitungen standen bald in dem Ruf, seine militanten
nationalistischen und antikommunistischen Auffassungen wiederzugeben. Wie man
hört, wurde Springer ein noch härterer Konservativer nach einer Moskau-Reise im
Jahre 1958, während der er vergeblich versuchte, den sowjetischen
Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow zur Aufnahme von Gesprächen über die
Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland zu bewegen. Darüber hinaus läßt
ein ehemaliger CIA Offizier durchblicken, daß Springer in dem Maße, wie er an
Macht und Einfluß gewann, ganz einfach seine Auffassungen geändert und sich den
anderen Reichen und Mächtigen in Deutschland angepaßt habe.
Wie dem auch sei, in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre hatte Springer den
Höhepunkt seiner Macht erreicht und sich seine äußerst konservativen Ansichten
zu eigen gemacht. Seine Tageszeitungen hatten eine Auflage, die 30 bis 40
Prozent der Gesamtauflage aller westdeutschen Tageszeitungen ausmachte, und
seine Sonntagsblätter erreichten mehr als 80 Prozent der Leserschaft von
Sonntagszeitungen. Damals startete er eine aggressive Leitartikel-Kampagne
gegen die westdeutsche Linke und forderte ein hartes polizeiliches Vorgehen
gegen Studentendemonstrationen. Nachdem im Juni 1967 in Berlin ein Student
während einer Demonstration zu Tode gekommen war, wurde Springer von weiten
Kreisen in der Bundesrepublik für die gewaltsamen Auseinandersetzungen
verantwortlich gemacht. Im Frühjahr 1968 demonstrierten westdeutsche Studenten
in Hamburg, Berlin und München gegen Springers Medienimperium und stürmten die
Büroräume und Druckereien von einigen seiner Zeitungen.
Damals begann sich sogar bei Springers ursprünglichen Gönnern im CIA Besorgnis
über seine feindselige Rhetorik und seinen Extremismus zu regen. Dazu ein
ehemaliger hochrangiger Geheimdienst Mitarbeiter: »Einige Leute im CIA hatten
das Gefühl, daß wir wie Dr. Frankenstein handelten, daß das, was wir
mitgeschaffen hatten, langfristig weder den amerikanischen noch den
westdeutschen Interessen dienlich sei.« Aber man mußte Springer gewähren
lassen, denn, so ein anderer ehemaliger Geheimdienst Mitarbeiter, »er war eine
zu mächtige Persönlichkeit geworden, als das wir ihm hätten sagen können, was
er zu tun habe«. Tatsächlich war er so mächtig geworden, daß es für die Vereinigten
Staaten weit peinlicher gewesen wäre als für Springer, wenn die geheime
Operation enthüllt worden wäre. Darüber hinaus, so der Geheimdienst Mitarbeiter
weiter, »waren es ja die Geheimdienst Leute, die die Operation Springer
durchgeführt hatten, und in Notfällen war er für gewöhnlich zur Zusammenarbeit
bereit und ließ sich als Propaganda Sprachrohr benutzen«. Nach Informationen
aus Geheimdienst Kreisen war einer dieser Fälle eingetreten, als der CIA
Springer bat, sowjetische Pläne zum Bau von Ölleitungen durch Westdeutschland
und Italien zu attackieren. »Der CIA war damals von dem Gedanken besessen, daß
alles getan werden müsse, um eine Wiederannäherung zwischen der Sowjetunion und
den westeuropäischen Ländern zu bekämpfen. Solange uns Springer dabei behilflich
war, konnten wir über seine Fehltritte hinwegsehen.«
Alles in allem ist diese geheime Geschichte bezeichnend für das, was die
Vereinigten Staaten von Pressefreiheit und dem Zusammenspiel politischer
Vorstellungen in einer Demokratie halten. Sie ist nichts als ein weiteres
Teilchen im Puzzlespiel des Kalten Krieges und unterstreicht die Wichtigkeit,
darauf zu beharren, daß die gegenwärtige Regierung uns bestätigt, daß solche
Praktiken - einschließlich der geheimen Finanzierung von Axel Springer - heute
der Vergangenheit angehören.
Aus: The Nation vom 19. Juni 1982 Murray Waas
(Aus http://www.das-gibts-doch-nicht.de/seite3.php)
Anmerkung: In diesem
Zusammenhang sollte auch nicht vergessen werden, daß Axel Cäsar Springer
Freimaurer war, was auch vom Internationalen Freimaurer Lexikon eingestanden
wird. Die Freimaurerei ist nicht nur das Scharnier bzw. Bindeglied zwischen
Großkapital und organisiertem Verbrechen (Mafia usw.), sondern auch das
beherrschende Element westlicher Geheimdienstkreise