Benno Ohnesorge wurde am 2. Juni 1967 anläßlich einer friedlichen (!) Demonstration in Berlin von einem Polizeibeamten erschossen.
Das „Schweinesystem“ ließ nicht zu, daß dieser Polizeibeamte ernsthafte
Konsequenzen erleiden musste. Faschismus und Nazitum hat sich hinter der
Fassade eines angeblich demokratischen Rechtsstaats bequem eingerichtet!
Ein Flugblatt zum 2. Juni 1967
Freie
Universität Berlin
1 Berlin 33, den 3.6.1967
Studentenvertretung
Garystraße
20
Allgemeiner
Studentenausschuß Tel.:
76 90 2246
- 2. Vorsitzender -
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PRESSEERKLÄRUNG
Zu den
Beschlüssen des Berliner Senats und zu den Stellungnahmen der Berliner
Instanzen in Berlin nimmt der ASta der FU wie folgt Stellung: Ein Student der
Freien Universität Berlin ist von der Polizei erschossen worden. Angesichts
dieser Tatsache müssen die Erklärungen der politischen Instanz von Berlin
als unmenschlich und zynisch erscheinen.
1.Wir
stehen fassungslos vor der Lüge der Polizei, die den Mord als Notwehr bezeichnet,
aus fliehenden Demonstranten
messerbewaffnete Angreifer macht. Zeugenaussagen werden die Lügen widerlegen.
2.Wir
protestieren gegen die Vorhaben, Schnellgerichte zu schaffen,
die Gesetze bis zum äußersten brutal auszunutzen, die Polizei in
größter Schärfe einzusetzen, Demonstrationen generell in Berlin, auch in der
Universität, zu verbieten, Hochschulgesetzgebung nicht mehr als Strukturreform
und Demokratisierung der Universität zu begreifen, sondern als Mittel
von der eigenen politischen Kopflosigkeit und polizeilichen Brutalität
abzulenken.
3.Wir
protestieren gegen die Rektoren von FU und TU, die sich
nicht scheuen, durch das Versprechen, Hausrecht und Disziplinarrecht
extensiv zu gebrauchen, zum Handlanger des Senats zu werden,
ohne sich überhaupt mit anderen Kollegen der Universität zu besprechen.
4.Wir
stellen unsere Ohnmacht, die Ohnmacht der Abhängigen, der Bürger, die
Ohnmacht der Wahrheit fest, in Anbetracht der meisten Berichte der
Kommunikationsberichte in Berlin. Wir hoffen, daß endlich Journalisten die Wahrheit berichten. Wir
hoffen noch immer, daß wenigstens einige
Zeitungen berichten, wie es demokratischer Brauch verlangt.
5.Wir
sind traurig und enttäuscht über Heinrich Albertz, der aktiver Christ ist und
nicht davor zurückschreckt, ohne Kenntnis des Sachverhalts das Opfer zum
Schuldigen zu erklären, Beileid auszusprechen und zugleich die Teilnahme
der Beerdigung als Demonstration zu verbieten.